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Nach dem Abi...
Hier veröffentlichen wir in lockerer Folge Berichte unserer Schülerinnen und Schüler über ihre ersten
Aktivitäten und Erfahrungen nach dem Abitur – sei es in Studium, weiterer Ausbildung oder mehr oder
weniger großer “Weltreise”. Hauptsache ist: Raus aus der Schule!
Ricarda Funk ist Europameisterin
Ricarda Funk - Abitur 2011
Ricarda Funk, RGS-Abiturientin des Jahrgangs 2011, hat sich einen
Traum erfüllt: Bei den U23-Meisterschaften im französischen Bourg
St. Moritz gewann die 21-jährige den Titel einer Europameisterin im
Kanuslalom. Nach zweimal Bronze bei den deutschen Meister-
schaften und WM-Silber mit der Mannschaft glückte ihr nun der
ganz große Wurf.
Die Strecke, die mit ihrem enormen Gefälle zu den schwersten der
Welt zählt, kam der technisch außergewöhnlich versierten Kanutin
und Soldatin der Sportförderkompanie Augsburg entgegen. Mit der
schnellsten Halbfinalzeit, noch vor der Weltmeisterin Veronika
Vojtova aus Tschechien, trat Ricarda zum Finale an. Hier ging sie
mutig volles Risiko und wurde belohnt.
Trotz zweier Torstabberührungen und
damit vier Strafsekunden ließ sie die
Konkurrentinnen deutlich hinter sich und
gewann Gold.
Die Schulgemeinschaft des Rhein-Gymna-
siums Sinzig gratuliert Ricarda Funk aufs
herzlichste!
Eine unbeschreibliche Reise
von Lars Doemen (Abitur 2013)
Von Pamplona nach Santiago de Compostella und weiter nach
Finisterre
Anfangs schaute ich noch auf meine Füße, bei fast jedem Schritt
beobachtete ich sie. Aber es waren nicht die Schritte, die den
Camino ausmachten, sondern der Blick für die Weite, die
Menschen, das gemeinsame Abendessen, die gemeinsame Freude
und auch das Leid, aber vor allem das gemeinsame große Ziel,
Santiago.
Mein Freund Arthur Murschel und ich merkten schnell, dass wir
nicht die einzigen Deutschen auf dem Weg waren. Der Camino
Frances ist von unseren Landsleuten regelrecht überlaufen,
spätestens seit dem Buch von Harpe Kerkeling.
Wir trafen auf sehr viel Menschlichkeit und Herzlichkeit, aber auch auf Pilger mit denen wir nicht ein
zweites Mal wandern wollten. So waren wir anfangs gezwungen uns von einem Rudel älterer und extrem
redebedürftiger Frauen die Lebensgeschichten anzuhören. Wir wurden sie einfach nicht mehr los. Es
war ein Segen, dass wir zwei fast gleichaltrige Jungs trafen, die genauso empfanden. Wir waren die
jüngsten Peregrinos.
"Manchmal sollte man einfach mal keine Sprache sprechen", dachten wir uns.
An dem Punkt angelangt, begann ich intensiv über mich nachzudenken, ob ich erkennen kann, wann die
Mitmenschen reden wollen und wann ich sie nerven könnte.
Starke Momente lauerten überall. Trotz mancher Planung trafen sie einen unerwartet und emotional sehr
heftig. Ich hatte sehr viel Zeit, um über Alles im Leben nachzudenken. Es war eine Achterbahn der
Emotionen.
Die große Abwechslung von Dialogen, tiefschürfenden Diskussionen sowie das Aufeinandertreffen
unterschiedlicher Nationalitäten, der gemeinsame Glauben, die Gedankenversunkenheit und Ruhe, die
innere Ausgeglichenheit als auch die körperliche Aktivität formten meine eigene Persönlichkeit neu. Dies
und vieles mehr haben für mich den Camino de Santiago ausgemacht.
Ein Freiwilligenjahr in Bolivien
Katinka Freis - Abitur 2016
Zwei Stunden lang hörten ca. 40 Abiturienten des Rhein-
Gymnasiums der ehemaligen Schülerin Katinka Freis gebannt
zu. Sie berichtete mit großer Begeisterung über ihre Zeit in
einem ihr zuvor völlig unbekannten Land, nämlich Bolivien.
Katinka Freis hatte sich nach ihrem Abitur 2016 für ein
Freiwilligenjahr im Ausland entschieden und sich über das
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (BMZ) bei der AFS-Organisation beworben.
Erwünscht ist ein kultureller Austausch, um ein gegenseitige
Verständnis zu fördern. Gelernt werden soll durch tatkräftiges
Handeln. Was das bedeutet, das berichtete sie so ausführlich
wie lebendig.
Nach einer intensiven Vorbereitung durch die AFS-Organisation
war sie in einem privaten mit Spenden finanzierten Heim für
Straßenkinder für die Erziehung und Ausbildung von 12 Jungen
zwischen 0 und 12 Jahren mit zuständig. In Bolivien, das
Kinderarbeit zulässt und die meisten Straßenkinder weltweit hat,
sind die Lebensbedingungen dieser Kinder katastrophal. Sie
haben weder Bildung noch kennen sie Hygiene, noch gibt es
eine regelmäßige Ernährung. Ihr Spielzeug suchen sie im Müll.
Frau Freis ist eine sehr aufmerksame Beobachterin und konnte
detailliert diese Lebensbedingungen schildern. Das Kinderheim hat sich – wenn auch mit nur sehr
bescheidenen Mitteln – zur Aufgabe gemacht, diese Kinder von der Straße zu holen und ihnen ein
Zuhause sowie eine Ausbildung zukommen zu lassen.
Das Zusammenleben mit den Kindern, insbesondere die fehlende Hygiene, war für Katinka Freis nicht
immer einfach. Letztlich überwogen bei ihr die emotionalen Bindungen zu den Kindern. So wurde sie
Freundin, Mutter und Schwester bei „ihren“ Kindern, die keine Eltern kennen und teilweise keine Identität
haben.
Eingebunden war Katinka Freis in einer Gastfamilie, die sie sehr herzlich aufnahm. Darüber hinaus fand
sie zahlreiche Freunde, mit denen sie die gemeinsame Freizeit verlebte.
Sie nutzte auch die Möglichkeit, das Land zu bereisen. Vor allem schwärmte sie von den über 5000 m
hohen Bergen, dem Titicacasee und der „Todesstraße“, die durch zahlreiche Vegetationszonen führt. Sie
war begeistert von Lamas, die so süß sind, von bunten, schönen Stoffen der indigenen Bevölkerung, den
vielen Feiertagen, den 12 Kartoffelsorten und den unzähligen kleinen Ständen am Straßenrand.
Neben den „schönen“ Seiten Boliviens berichtete Frau Freis auch von den massiven Problemen des
Landes. Sie erlebte eine Woche lang einen Wassernotstand, Korruption auch bei Polizisten, Selbstjustiz
gegenüber einem Dieb in einer durch Ungleichheit geprägten Gesellschaft. So gibt es eine kleine weiße,
reiche und westlich orientierte Oberschicht, die sich in Ghettos von der armen indigenen Bevölkerung
abgrenzt.
Nach ihrem Fazit befragt, sagte sie ganz einfach: „Das Jahr in Bolivien war für mich das Jahr meines
Lebens!“
Ihre Emotionen beschreibt sie mit einer Achterbahnfahrt. Anfangs hatte sie Heimweh, während sie am
Ende nicht mehr nach Hause wollte. Die täglichen Herausforderungen waren neben der fremden Kultur
auch die zunächst fremde spanische Sprache. Die vielen Erlebnisse haben sie nachdenklicher gemacht.
Häufig hat sie sich die Frage gestellt, was im Leben wirklich wichtig sei. Die Rückkehr nach Deutschland
empfand sie zunächst als einen Kulturschock, nachdem sie das Leben in einer völlig anderen Kultur
kennengelernt hatte. Die vielen wertvollen Erfahrungen in ihrem Freiwilligenjahr werden von allergrößter
Bedeutung für ihren weiteren Berufs- und Lebensweg sein.
Wir wünschen ihr dabei viel Erfolg!
Ricarda Funk für Olympia qualifiziert
Ricarda Funk - Abitur 2011
Die Slalomkanutin Ricarda Funk, Abiturjahrgang 2011 des Rhein-Gymnasiums, qualifizierte sich am 4.
September 2019 für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Beim Weltcup in Markkleeberg deklassierte
sie regelrecht die nationale und auch internationale Konkurrenz. 3,75 Sekunden lag sie im Ziel vor der
amtierenden Weltmeisterin Jessica Fox aus Australien, 4,35 Sekunden vor der Drittplatzierten, der
Italienerin Stefanie Horn. Die 27-jährige Bad Breisigerin erfüllte sich ihren Olympia-Traum, den sie
bereits vor neun Jahren im Interview angedeutet hatte. (s. hier).