Die drei 10. Klassen des Rhein-Gymnasiums
waren „einen Tag in Peru“
13. November 2022
Welches sind die Interessen der Großgrundbesitzer? Ist
selbständiges und eigenverantwortliches Wirtschaften von
Kleinbauern möglich? Bietet die Polizei Schutz? Welche
Unwägbarkeiten der Witterung bestehen? Lässt sich problemlos
in fairer Weise handeln? Welche Preise akzeptieren die
Kaffeetrinker der westlichen Welt? – Mit diesen Fragen sind die
Schüler konfrontiert, wenn sie das Kaffeespiel spielen. Sie sind in
Gruppen eingeteilt, in denen konsequent die jeweiligen
Eigeninteressen vertreten werden, und dann kommt es schnell zu
Differenzen, Streitigkeiten und Übervorteilungen – wie im
richtigen Leben. Die Spieler erfahren, dass das Geschäft mit dem
Kaffee hochproblematisch ist. Und dieses Geschäft ist keine
Kleinigkeit, denn Kaffee ist ein sehr wichtiges
Welthandelsprodukt.
Oder: Ein Spiel, in dem die Schüler erfahren, dass sie sich mit
den anderen nicht mehr verständigen können, denn dort, wo sie
als „Fremde“ neu hingekommen sind, herrschen andere Regeln,
und man spricht eine andere Sprache. Da entstehen schnell
Empörungen, Wut, Resignation. Die Schüler erfahren am
eigenen Leib, wie es Menschen in Peru geht, wenn sie ihre
eigene Volksgruppe verlassen. Schließlich gibt es in Peru mehr
als 40 Sprachen, die nichts miteinander zu tun haben. Um dies
entsprechend zu simulieren, dürfen die Schüler nicht reden,
sondern sich nur mit Mimik und Gestik äußern. Sehr spannend.
Unterricht am anderen Ort mit außerschulischen Experten – das
ist das Prinzip des sog. Peru-Seminars des RGS. Geleitet wird es
von Völkerkundlern des PAS (Politischer Arbeitskreis Schulen)
aus Bonn. Und immer sind Fachleute aus Peru mit dabei, die
wissen, was Sache ist. In diesem Jahr waren es Fernando und
Gloria.
Gedacht ist die ganztägige Veranstaltung als Intensivkurs zu
Fragen der Einen Welt und zur Entwicklungsproblematik
(Lehrplan der Klasse 10) und als Vorausschau auf typische
Oberstufenthemen in Erdkunde. Damit soll auch eine
Wahlerleichterung für die Leistungskurse im Fach
Gemeinschaftskunde verbunden sein. Parallel zum Seminar wird
die Landeskunde Perus dann ausführlicher im regulären
Unterricht behandelt. Zudem hat das Rhein-Gymnasium seit über
40 Jahren Kontakt mit dem Colégio San José in einem
Armenviertel von Lima, der Hauptstadt Perus.
Im inhaltlichen Mittelpunkt also standen Wirtschaftsprobleme des
Landes Peru, die vielfältige Natur und die typischen
Handelsprodukte. Aber es ging auch um Prinzipien von unfairem
und fairem Handel – und dass wir da alle mit drinstecken.
Aber ein Seminarerfolg kann sich nur einstellen, wenn man
mittut. Und das geschah an dem interessanten Veranstaltungsort,
dem HoT in Sinzig. Der Erkenntnisgewinn wurde in der
Schlussrunde mehrfach formuliert. Da ging es einerseits um
Kopfangelegenheiten, also Wissen, andererseits aber auch um
Emotionen – von Mitgefühl war verschiedentlich die Rede. Dazu
kam noch, dass der „Lehrbetrieb“ im Seminar ein ganz anderer
war als in der schulischen Bankreihe. Auch im Verhältnis zum
gewohnten Schulleben haben veränderte Unterrichts- und
Erarbeitungsmethoden eine Rolle gespielt.
Seit über 15 Jahren gibt es das Peru-Seminar des RGS –
erfolgreich und von der Schülerschaft gern angenommen.