Mit der Sonne im Herzen und Baguettes im
Magen…"
27. März 2007
17 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 13 des Rhein-
Gymnasiums Sinzig entflohen dem trüben Regenwetter der
heimatlichen Gefilde, um im ostfranzösischen Lothringen
gemeinsam mit den betreuenden Lehrern Michael Schmidt und
Ingo Schröer-Oelgeklaus die Stadt Metz zu erkunden.
Doch mit der Erkenntnis, dass die Sonne offenbar nur im Herzen scheint, passierte man im strömenden
Regen die deutsch-französische Grenze und bezog wenig später in der Jugendherberge von Metz
Quartier.
Dieser gemeinsamen Exkursion von Französisch Grund- und Leistungskurs ging eine Unterrichtsreihe
zum Thema „deutsch-französische Beziehungen“ voraus, die nun vor Ort weiter mit Inhalt gefüllt werden
sollte. Metz mit seiner wechselvollen Geschichte geprägt von sowohl deutscher als auch französischer
Einflussnahme erwies sich dabei als prädestiniert.
Am Nachmittag des ersten Tages erkundeten die Schüler in Eigenregie im Rahmen einer „Rallye“ die
Stadt und erkannten schnell die architektonischen Unterschiede zwischen „typisch französischen“
Stadtvierteln und Gebäuden aus dem Zeitalter Wilhelms II.
Mit Beginn der Dämmerung erwartete die Teilnehmer der Exkursion dann eine von einer Französin
geleitete Führung durch Metz. Angefangen mit der Kathedrale durchquerte man Metz und wurde mit
zunehmender Dunkelheit der Faszination der Stadt gewahr. Zahlreiche neoromanische und neogotische
Gebäude aus dem Zeitalter der deutschen Besetzung unmittelbar nach dem deutsch-französischen
Krieg erstrahlten im Licht der Scheinwerfer und ließen die Schüler und Lehrer in eine romantische
Atmosphäre eintauchen.
Derart beeindruckt suchte man sodann ein französisches Schnellrestaurant auf, um die rumorenden
Mägen mit Cordon Bleu, Fisch und allerlei schmackhaften Beilagen zu besänftigen.
Am folgenden Morgen, nach einer Nacht in der Jugendherberge und der Erkenntnis, dass Kopfkissen in
Frankreich einer Art „Schlummerrolle“ - genannt „traversin“ - weichen müssen, stand die Konversation
mit Einheimischen auf dem Programm.
Mit einer von den Schülern konzipierten Umfrage bezüglich der „deutsch-französischen Beziehungen“
bewaffnet, durchquerte man in Gruppen zu je drei Personen die Stadt und fragte Französinnen und
Franzosen nach ihrer Meinung zum östlichen Nachbarland. Dabei ernteten die Schülerinnen und Schüler
überwiegend positive Reaktionen, erklärten doch beispielsweise 75% der Passanten, dass sie ein gutes
Bild von Deutschland gewonnen haben.
Die Frage nach einem Urlaub in Deutschland hingegen ergab ein zwiespältiges Echo, obwohl immerhin
49% der Befragten einen Urlaub in Deutschland nicht ausschließen würden.
In einem zweiten Teil der Umfrage durften die Franzosen aus einer vorgegebenen Menge von Adjektiven
den typischen Deutschen charakterisieren. Deutsche sind nach einhelliger Meinung ihrer französischen
Nachbarn extrem arbeitsam, keineswegs geizig oder langweilig, nichtsdestotrotz aber mit einem Hang
zur Rechthaberei ausgestattet.
Doch die Umfrage sollte nicht der einzige Kontakt mit französischer Sprache bleiben:
Mit süffisantem Grinsen kommentierte man beispielsweise die Versuche einer Schülerin, ein
Käsebaguette zu bestellen, was aufgrund einer Verwechslung mit dem französischen Terminus für
Arbeitslosigkeit „chômage“ in Anlehnung an das ähnlich lautende Wort für Käse „fromage“ nicht auf
Anhieb gelingen wollte...
Trotz oder gerade wegen der ein oder anderen interkulturellen Differenzerfahrung und dem damit
verbundenen Lernfortschritt wird die Abschlussfahrt allen Beteiligten sicherlich in positiver Erinnerung
verbleiben.
Die grauen Wolken, die an beiden Tagen den Himmel verdunkelten, wiesen die Gruppe am frühen
Nachmittag zum Bus und begleiteten Schüler wie Lehrer heimwärts.
Marcel Rick, Ingo Schröer-Oelgeklaus