Diner For An Artist - Tischlein deck dich
Wer folgt nicht gerne einer Einladung zum ansprechenden Abendessen? Eingeladen hatte diesmal der
Pflichtgrundkurs Kunst KünstlerInnen des 19. und 20. Jahrhunderts.
Dieser Kunstkurs ist eine Gruppe von munteren SchülerInnen, die entsprechend des
Oberstufensystems in Rheinland-Pfalz nur in der 12. Stufe zwei Stunden Kunst in der Woche
`genießt`- teils, weil man ein musisches Fach in dieser Stufe nehmen muss, - teils, weil man aufgrund
der Fächerkombination und des entspechenden Stundenplans nur in diesem Jahr Kunst wählen kann .
Wie dem auch sei, es ist von der Motivation her ein bunt gemischter `Haufen `. Die
OberstufenschülerInnen dieses Jahrgangs durften sich einen KünstlerIn aussuchen, von dessen Werk
und Biografie sie sich angesprochen fühlten. Im theoretischen Teil setzten sie sich intensiv mit einem
Bild dieses Künstlers auseinander, analysierten, interpretierten und ordneten es in seinen
kunsthistorischen Kontext ein.
Diese schriftliche Arbeit führte zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Künstler, seinen
gestalterischen Mitteln und seinem künstlerischem Anliegen. Mit Hilfe dieses Wissens galt es, ein
Platzgedeck zum Essen für diesen Künstler zu entwerfen.
Was heißt das?
Das Gedeck - bestehend aus Teller, Besteck und Platzdecke - sollte durch seine Gestaltelemente
eindeutig auf den Künstler hinweisen, Das bedeutete, dass man Elemente, Motive aus einem oder
mehreren Werken des Künstlers auf dem Rund des Tellers miteinander kombinierte und dabei auch
darauf achtete, dass man vom Pinselduktus die Formsprache nachvollzog.
Die Auswahl des Tellers stand in Bezug zum künstlerischen Stil, jugendstilartig verziert zum Beispiel
beim `Kuss`von Gustav Klimt, kreativ zum Schiff wird ein Holzteller umgestaltet, der Friedensreich
Hundertwasser zum Speisen einlädt. Die SchülerInnen konnten den ausgesuchten Teller nicht nur mit
Porzellan - oder Abtönfarbe bemalen, sondern die Umgestaltung auch ins Dreidimensionale
ausdehnen. So erhält das Gedeck für Robert Rauschenberg im Stil seiner comicartigen Bilder popartig
ein Flugzeug aus Papp-mache´.
Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, besonders, wenn es darum geht, die Platzdecke in das
Gesamtgefüge einzupassen, formale Elemente der Tellergestaltung weiterzuführen und zum Schluss
auch noch ein entsprechendes Besteck zu kreieren.
Picassos Bilder zum Beispiel inspirierten einen Schüler zu einem selbstgeschnitzten Holzbesteck,
reduziert, in seinem Schwarzton fast verkohlt wirkend, passend zur Dramatik des berühmten Bildes
`Guernica`, dass sich mit dem Bomberangriff der Legion Condor auf die heimliche Hauptstadt der
Basken auseinandersetzt. Die Beschreibung der Schülerarbeiten ließen sich spannend fortführen,
denn die Arbeiten dieser jungen Menschen zeugen von Engagement und intensiver
Auseinandersetzung mit dem Thema.
Viel Spass beim Betrachten und Guten Appetit !!!
Annette Schlüter-Wilmers, Kunstlehrerin