„Cinderella“ mit ganz viel Schwung
Die Kleine Theater-AG präsentiert einen Märchen-
klassiker im frischen und humorvollen Gewand
18. Mai 2025
Cinderella, die nach dem Tod ihrer Mutter alleine mit ihrem Vater
lebt, ist ein herzensgutes Mädchen und freundlich zu Menschen
und Tieren. Als ihr Vater überraschend heiratet, ziehen die neue
Stiefmutter und die beiden Stiefschwestern mit ins Haus und
machen der armen Cinderella das Leben schwer. An
Hochnäsigkeit und Niedertracht kaum zu übertreffen, lassen sie
keine Chance aus, um ihre Stiefschwester zu schikanieren. Das
gutmütige Mädchen, das mittlerweile auch ihren Vater verloren
hat, wird zur gehetzten Dienstmagd, die springen muss, wenn es
ihre verwöhnten Stiefschwestern und ihre bösartige Stiefmutter
verlangen.
Doch dann macht auf einmal eine Neuigkeit die Runde: Um für
den Prinzen eine Gemahlin zu finden, wird am Königshofe ein
Ball ausgerichtet. Eingeladen sind alle heiratsfähigen Mädchen
und Frauen des Königreiches. Sofort wittern die drei zänkischen
Weiber ihre Chance auf den Aufstieg in königliche Kreise. Auch
Cinderella möchte zum Ball, was ihr ihre zickigen und
missgünstigen Stiefschwestern und die ambitionierte Stiefmutter
aber nicht gönnen. Boshaft wie sie sind, machen sie Cinderellas
Pläne zunichte und das arme Mädchen ist am Boden zerstört.
Aber zum Glück hat sie ein paar fleißige kleine Helfer und auch
eine gute Fee möchte Cinderella ihren Traum vom Besuch auf
dem Ball erfüllen…
Wer nun bei dieser Inszenierung ein angestaubtes Märchen
erwartet, wie es schon unzählige Male erzählt wurde, der irrt! Mit
kurzen Gesangseinlagen, humorvoll ausgearbeiteten Dialogen
und kleineren Seitenhieben zur zeitgenössischen Diskussion um
die angemessene sprachliche „political correctness“ kommt die
Inszenierung ungemein frisch und spritzig daher! Souverän und
gefühlvoll spielt die Hauptdarstellerin die Titelheldin und
überzeugt durch eine große Bühnenpräsenz. Aber auch die
schauspielerischen Leistungen der Nebenrollen können sich
sehen lassen: seien es die synchron-zickigen Stiefschwestern
Clorinda und Toxine (großartig gespielt von Schülerinnen der
Klassen 5 und 6), die gebieterisch auftretende Stiefmutter
Madame Levinja oder die singenden Marktweiber, die den
neusten „Dorftratsch“ schon unter die Leute bringen, bevor er
sich überhaupt zugetragen hat. Ebenso hat das illustre
Königspaar mit seinen „Szenen einer Ehe“ die Lacher des
Publikums schnell sicher. Der heimliche Superstar ist aber der
Hofsekretär, der mal vergesslich, dann wieder überraschend „auf
Zack“, vor allem aber einfach liebenswert und immer irrsinnig
komisch ist. Dabei hat dieses Bühnenstück nichts mit Klamauk
oder Albernheit zu tun – das Stück verliert zu keinem Augenblick
seinen Zauber und seine bewährte Klassik.
Die Erzählung stammt ursprünglich von dem französischen Autor
Charles Perrault und wurde 1697 erstmals in seiner
Märchensammlung veröffentlicht. Später wurde sie von den
Gebrüdern Grimm dem zeitgenössischen Märchenstil des 19.
Jahrhunderts angepasst und unter dem Namen „Aschenputtel“
berühmt. Vor wenigen Jahren nahm sich die Schauspielerin und
Regisseurin Bärbel Kandziora dem Märchenstoff an und hauchte
ihm mit einer gelungenen Balance aus der französischen
Originalfassung sowie komödiantischen Elementen neues Leben
ein. Dem Komponisten Stefan Wurz gelang es mit einer
stimmigen Mischung aus einfühlsamer Musik und rockigen
Liedern diese vielseitige und frische Theaterfassung kongenial zu
vertonen. Das Ergebnis ist ein Stück für Jung und Alt, das weder
Fans des klassischen Märchens enttäuscht noch bei Freunden
des komödiantischen Schultheaters Wünsche offenlässt und das
von der ersten bis zur letzten Minute ganz großen Spaß macht!
Da die angestammte Spielstätte des Rhein-Gymnasiums, der
Ganztagsbereich des Untergeschosses der Schule, nach der Flut
noch nicht nutzbar ist, gibt die Kleine Theater-AG – wie schon in
den letzten beiden Jahren – erneut ihre Inszenierung im
historischen Zirkuszelt auf dem Schulhof des Gymnasiums zum
Besten. Auch dieses Jahr können sich die Leistungen des
Bühnenbaus sehen lassen, das Bühnenbild ist stimmig und jeder
Handgriff sitzt – so wird zügig und geräuschlos im
Handumdrehen ein neues Bühnenszenario gezaubert. Mit
gelungener musikalischer Untermalung sowie geschicktem
Einsatz von stimmungsvollen Licht- und raffinierten
Spezialeffekten lässt die Crew „hinter der Bühne“ den Zuschauer
schnell vergessen, dass er in einem Schultheater sitzt. Auch dem
Team um Garderobe, Maske und Requisite gelingt eine
authentische Aufmachung mit gelungenen Kostümen und gut
gewählten Accessoires.
Damit hat auch bei dieser Inszenierung das Ensemble, das vom
Fünftklässler bis zum Abiturienten reicht, einer klassischen
Erzählung mit viel Humor, vor allem aber durchweg
überzeugenden schauspielerischen Leistungen ein neues Antlitz
verpasst, ohne den altehrwürdigen Stoff der Handlung zu
verfälschen. Erneut gelingt es der Theatertruppe rund um AG-
Leiter Marc Steuer, sich an Klassiker der Literatur zu trauen und
ihnen durch ihre Kreativität und ihren Einfallsreichtum einen
eigenen Charakter zu verleihen. Es besteht kein Zweifel: Mit ihrer
fachmännischen Arbeit, vor und hinter der Bühne, steht die
Kleine Theater-AG den professionellen Kinder- und
Jugendtheatern der Region in Nichts nach.
Die nächsten Vorstellungen sind am 23., 24. und 25. Mai sowie wegen der großen Nachfrage zusätzlich
am 29. Mai. Karten sind erhältlich unter www.kleine-theater-ag.de sowie im Spielwarengeschäft Sauer in
Sinzig.