Kulturabend gegen das Vergessen
11. November 2018
„Schauen wir hin und nicht weg, wenn neben uns Unrecht
geschieht!“ – Diese Botschaft gaben die Schülerinnen und
Schüler des Rhein-Gymnasiums ihren zahlreichen Zuhörern auf
dem von ihnen gestalteten Kulturabend „80 Jahre Pogromnacht“
mit auf den Weg. Auf vielfältige Weise hatten sie sich zusammen
mit ihren Lehrinnen Ilse Kösling, Dietlind Abels, Andrea Lawrenz,
Stephanie Wieland, Saskia Jöst, Annette Stinshoff und Angelika
Herbst im Rahmen der Fächer Geschichte, Kunst und Deutsch
dem Schicksal der Juden in Sinzig und dem Thema
„Ausgrenzung“ genähert und spannten auch den Bogen bis zur
Gegenwart. Ergebnis war ein grandioses Programm, das zum
Erinnern und Nachdenken anregte, manchen sogar gerührt
zurückließ. Eine ganz besondere Atmosphäre schufen die
Musiker Sophia Ritterrath (8c), Lioba Maag (MSS 12), Valentin
Dietl (10a), Younes El Battahi (10c), Iris und Andreas Dietl sowie
der Sinziger Chor „conTakt“ mit zahlreichen Ehemaligen der
Schule, die die Zuhörer mit einem abwechslungsreichen
Programm in die Welt der jüdischen Musik entführten.
Nachdem Schulleiter Dr. Jens Braner die Gäste begrüßt hatte,
richtete der Sinziger Bürgermeister Andreas Geron sein
engagiertes Grußwort vor allem an die jungen Zuhörer: Er warnte
vor Ausgrenzung, Populismus und Fremdenfeindlichkeit in der
Welt und vor der eigenen Haustür und appellierte an die Jugend,
sich politisch zu engagieren und sich diesen Tendenzen
gemeinsam mit der älteren Generation entgegenzustellen.
Kenntnisreich und lebendig sprachen Josephine Probst und Sara
Helm (beide MSS 13) über den Nationalsozialismus und den 9.
November 1938 in Sinzig. Das Schicksal der jüdischen Familie
Meyer aus Sinzig, das von Moisha Kumar und Larissa Jakobs
(MSS 13) vorgestellt wurde, machte dem Publikum bewusst,
dass es sich nicht um Ereignisse in der Ferne handelte, sondern
um Unrecht in der eigenen Stadt. Dem Thema „Ausgrenzung“
widmeten sich Maike Häusser, Katharina Janssen, Denise
Liedtke, Daniela Peters, Josephine Probst und Lucy vom Stein
(alle MSS 13) mit einer Kunstperformance, sowie Christoph
Geron (MSS 13) mit einem nachdenklichen Poetry-Slam-Beitrag.
In der Pause bestaunten die Besucher die von den Klassen 9b,
9d, 10a, 10d und verschiedenen Oberstufenkursen konzipierte
Ausstellung rund um den 9. November 1938 und jüdisches Leben
in Sinzig. Von den jungen Künstlern der Bildenden Kunst, die
sich ebenfalls mit dem Thema „Ausgrenzung“
auseinandergesetzt hatten, ließen sie sich die ausgestellten
Kunstwerke erklären.
Die Erinnerungskultur von 1945 bis heute beleuchteten Sarina
Siebenberg und Lucy vom Stein (beide MSS 13) in der zweiten
Hälfte kritisch: „Es hat lange gedauert, bis in der Stadt Sinzig ein
präsenter Erinnerungsort eingerichtet wurde.“ Besonders
berührend wirkte schließlich der Beitrag von Sara Alkassem
(MSS 13), die vor drei Jahren mit ihrer Familie aus Syrien
flüchten musste und seitdem das Rhein-Gymnasium besucht. Sie
sah zahlreiche Parallelen zwischen der Situation oppositioneller
Syrer heute und der Unterdrückung der Juden im
Nationalsozialismus. Angeregt zu ihren Gedanken hatte sie ein
Besuch des Theaterstücks „Jeder stirbt für sich allein“ von Hans
Fallada mit ihrem Deutschkurs. Mit einem syrischen
Friedensgedicht schloss sie ihre Reflexionen und verlieh ihrem
Wunsch nach einem friedvollen Miteinander Ausdruck. Einen
fulminanten Schlusspunkt setzte Elena Thewes (MSS 13) mit
ihrem zunächst wütenden, dann aber optimistischer in die
Zukunft blickenden Poetry-Slam-Beitrag zum Thema
„Ausgrenzung“. Nicht nur ihren treffenden Text, sondern auch
ihre überzeugende Darbietung quittierte das Publikum mit
tosendem Applaus.
Ab Montag, den 12. November, sind auf Veranlassung des
Bürgermeisters Andreas Geron Teile der Ausstellung im Rathaus
zu sehen.