Besuch einer Tuchfabrik
aus dem Industriezeitalter
22. Januar 2020
Um zu erfahren, wie die Arbeitswelt unserer Vorfahren aussah,
unternahmen die Schülerinnen und Schüler des Grundkurses
Geschichte 12 mit ihrer Lehrerin Ilse Kösling eine Exkursion zur
Tuchfabrik Müller in Euskirchen-Kuchenheim. Dieses Werk
stammt aus dem 19. Jahrhundert und die Herstellungstechnik
von Stoffen wurde hier seitdem kaum verändert.
Die Fabrik besteht aus einem Hauptgebäude für die Produktion
der Stoffe, einem Maschinen- und Kesselhaus für die
Dampfmaschine, dem Wohnhaus des Fabrikbesitzers und dem
Kontor, in dem die Geschäftsbücher geführt wurden und die
Stoffe lagerten.
Der Besitzer Kurt Müller schloss wegen schlechter Auftragslage
1961 die Firma und hoffte auf bessere Zeiten. Seitdem wurde in
den Gebäuden nichts verändert. Der Dornröschenschlaf dauerte
bis Ende der 80er Jahre, als dann das Werk zu einem
Industriemuseum erklärt wurde.
Die zentralen Maschinen wurden reaktiviert. Eine besondere
Attraktion bei der Besichtigung war die Vorführung eines
Krempelwolfs, eines Dreikrempelsatzes, einer Spinnmaschine
und einiger Webstühle. Die Firma war eine Volltuchfabrik. Hier
wurde die angelieferte Schafswolle aufwändig bis zum fertigen
Tuch verarbeitet. Häufig wurden die gewalkten Stoffe für
Uniformen hergestellt.
Wie laut es bei der Arbeit zuging, kann der Zuschauer bei der
Präsentation erahnen. Wenn alle Webstühle in Betrieb waren,
betrug der Lärmpegel bis zu 100 Dezibel.
Arbeitsschutzmaßnahmen gab es kaum, weder beim Färben mit
giftigen Chemikalien noch beim Hantieren an den Maschinen.
Gearbeitet wurde im Akkord. Da es viele Transportwege in der
Fabrik gab, mussten die Arbeiter schwere Gewichte wie den
Kettbaum mit 160 kg tragen. Herr Müller hat sie wohl gut
entlohnt.
Bis 1961 gab es keinen elektrischen Strom, eine riesige
Dampfmaschine sorgte für die benötigte Energie. Die
Bewegungsenergie wurde auf eine sich schnell drehende Welle
übertragen, die durch das gesamte Gebäude führt. Über Riemen
waren die Maschinen an diese Welle angeschlossen.
Die Schülerinnen und Schüler waren sichtlich beeindruckt von
dem Besuch der Tuchfabrik, denn sie haben ein Museum mit
einer vollständig erhaltene Fabrikwelt aus alter Zeit gesehen.
Hier kann sich der Besucher gut eine Vorstellung von der
Fabrikatmosphäre früherer Zeiten mit ihren monotonen, teils
gefährlichen, beschwerlichen und lang andauernden
Arbeitsabläufen machen.